Pandemie und Demografie fordern das Ehrenamt heraus

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Bachelor Arbeit beleuchtet die Herausforderungen des Ehrenamts am Beispiel der Nachbarschaftshilfen im Landkreis München.

Herausforderungen an das Ehrenamt sind vielfältig: So soll es Sinn machen, vorzugsweise projektbezogen sein und Aufwandsentschädigungen spielen auch eine Rolle. Die Nachbarschaftshilfen, die sich für die Bachelorarbeit von Sigrid Ottensmann mit dem Thema „Ehrenamtliches Engagement im Sozialraum – Entwicklungen und Herausforderungen in Deutschland unter besonderer Berücksichtigung der Nachbarschaftshilfen des Landkreises München“ als Interviewpartner zur Verfügung gestellt haben, wünschen sich außerdem unbürokratischere Rahmenbedingungen und wissen um die Notwendigkeit eines guten Ehrenamtsmanagements, um Helfer für ihre zahlreichen Projekte anwerben zu können. 

Denn zahlreiche ehrenamtliche Projekte gibt es. Einige sind temporärer Natur, andere werden ausgebaut oder komplett neu entwickelt. 

So hat die AWO Nachbarschaftshilfe Ottobrunn, Hohenbrunn, Neubiberg erst kürzlich den Lotte-Lemke-Engagement-Preis für ihre in der Pandemie entstandenen Projekte Lebensmittelkiste (1x im Monat Lebensmittellieferung an bedürftige Senioren und Familien) und "Corona Impfhilfe" (Hilfe bei der Impfregistrierung und Begleitung zum Termin) erhalten. Diese beiden Projekte sind nun nicht mehr aktiv. Dafür wird das Projekt „Zeit für Dich“ weiterentwickelt. Hier werden einsame Senioren einmal monatlich besucht und gemeinsam Zeit verbracht. 

In Kirchheim unterstützen ehrenamtliche Helfer in den Bereichen Betreuung, Demenzbetreuung, Hauswirtschaft, Fahr- und Begleitdienste sowie durch die Tätigkeit des ehrenamtlichen Vorstands die Arbeit der Nachbarschaftshilfe. Für das laufende neue Jahr ist dort die Gründung einer Angehörigengruppe geplant. Eine ehrenamtliche Fachkraft wird diese leiten.

Viel Bedarf gibt es aktuell auch im Bereich Familie. Dort reagieren die Nachbarschaftshilfen auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Besonders für Kinder und Jugendliche wurden die Angebote ausgeweitet. In Taufkirchen startete die Nachbarschaftshilfe die „Aktion Lücken schließen“, bei der Ehrenamtliche Schülerinnen und Schülern bis zur zehnten Klasse halfen, den versäumten Unterrichtsstoff nachzuholen. In einer wöchentlichen Lernwerkstatt können Schülerinnen und Schüler ohne Anmeldung und kostenfrei lernen und Hausaufgaben machen. 

Aufgrund des hohen Bedarfes sollen die Hilfen für Schüler weiter ausgebaut werden. Lernlabore mit Experimenten, Lernspielen, MINT-Angeboten etc., die von Ehrenamtlichen durchgeführt werden, sind in der Planung. 

Die Nachbarschaftshilfe Haar verzeichnet so viele Anmeldungen zum Förderkurs für Grund- und Mittelschüler wie noch nie zu vor. Mittlerweile werden dort über 40 Kinder betreut.  

Dank neuer Paten und einer großen Nachfrage aus den Schulen läuft dort nun auch das coronabedingt ausgesetzte Programm der Jobpaten wieder an. 

Ein rein ehrenamtliches und dazu von Pandemien unabhängiges Projekt ist das Oktopus-Häkeln der Nachbarschaftshilfe Unterschleißheim. Nach festen Vorgaben werden kleine Kraken für frühgeborene Babys im Klinikum Großhadern gehäkelt. Sie sind für die kleinen Patienten nicht nur zum Kuscheln da, sondern helfen den Babys sich auf der Frühchen-Station sicher und wohl zu fühlen. 

„In den Nachbarschaftshilfen findet man das Engagement, das genau zu einem selbst passt!“ so Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Andrea Schatz. Ganz gleich, ob man Kinder oder ältere Menschen betreut, sein Organisationstalent oder die eigene Kreativität einbringt, und das regelmäßig oder projektbezogen, die Nachbarschaftshilfen im Landkreis München stehen für soziale Innovation und zeitgemäßes bürgerschaftliches Engagement in all seinen ganzen Facetten.

Mehr zur Bachelorarbeit von Sigrid Ottensmann finden Sie hier.